Ginkgo, Ginseng, Johanniskraut oder Knoblauch- sie alle gehören zur Gattung der Heilpflanzen. Heilpflanzen sind Pflanzen, die eine heilende Wirkung haben und somit der Linderung bestimmter Beschwerden dienen. Sie können in Form von frischen Kräutern, als Aufguss oder auch in Pulverform genutzt werden. Im Unterschied zu herkömmlichen Arzneimitteln der Schulmedizin zielen Heilpflanzen auf den gesamten Organismus und nicht etwa auf einen einzelnen Krankheitserreger. In der Medizin wird die Verwendung von Pflanzen zur Heilung von Krankheiten unter dem Fachbegriff “Phytomedizin” (aus dem Griechischen: Phyton= Pflanze, Pharmakon= Heilmittel) zusammengefasst. Heilpflanzen waren in der Urzeit und bis vor mehreren 100 Jahren das einzige Mittel zur Heilung von Krankheiten und sind es in manchen Regionen der Erde immer noch. In den modernen Industriestaaten sind Heilpflanzen als Medizin zunächst weitgehend von synthetischen Arzneimitteln verdrängt worden, erleben derzeit jedoch eine Renaissance.
Zu den Urvätern medizinischer Pflanzenkunde gehört Dioscurides, ein berühmter griechischer Pharmakologe des Altertums, der im 1. Jh. den “Codex palatinus Vindobonensis medicus graecus” verfasste, eines der ältesten und wichtigsten Werke zum Thema Heilpflanzen. Seine Methode der Pflanzenkategorisierung war bis in die Neuzeit für den inhaltlichen Aufbau von Kräuterbüchern wegweisend. Im deutschen Sprachraum ist für die Geschichte der Pflanzenkunde zu medizinischen Zwecken insbesondere Leonhart Fuchs von Bedeutung, der im Jahre 1543 das wegweisende Werk “New Kreüterbuch” verfasste. In dem Buch finden sich zahlreiche Abbildungen und Beschreibungen wichtiger Heilpflanzen. Eine bedeutende Rolle spielte auch Paracelsus, der im 16. Jahrhundert mittels Alkohol erstmals versuchte reine Wirkstoffe aus Pflanzen zu extrahieren.
Zu den bekannteren Heilpflanzen gehören Ginkgo, Johanniskraut oder auch Knoblauch. Die Wirkungen sind unterschiedlich. So wirkt Knoblauch blutdrucksenkend, dadurch, dass rote Blutzellen Inhaltsstoffe der Zwiebel zu Schwefelwasserstoff umwandeln, was wiederum die Blutgefäße entspannt und so die Zirkulation verbessert. Der Ginkgo- Baum (Ginkgo biloba) stammt aus Ostasien und existiert erst seit dem 18. Jahrhundert in Europa. Ginko steigert durch Verbesserung der Hirndurchblutung erwiesenermaßen die Gedächtnisleistung. Die Gattung der Johanniskräuter umfasst um die 370 Arten und findet sich, außer in Regionen mit extremen Temperaturen, fast überall auf der Welt. Das “Echte Johanniskraut” soll insbesondere bei Depressionen stimmungsaufhellend wirken. Zu den umstrittendsten Heilpflanzen gehört Hanf. Vielen als Basis für einschlägige Rauschmittel bekannt, wird sein Wirkstoff Dronabinol derzeit bei Aids- und Krebspatienten in Bezug auf seine appetitanregende und das Immunsystem stabilisierende Wirkung erprobt.
Die Verwendung von Heilpflanzen ist nicht unproblematisch. So besteht eine Schwierigkeit darin, dass die Wirkstoffe von Heilpflanzen nur schwer zu standardisieren sind, da die Qualität und Wirkkraft der jeweiligen Pflanzen in Abhängigkeit von Faktoren, wie beispielsweise Klima, Bodenbeschaffenheit oder auch Verarbeitung, variiert. Ein weiteres Problem ist, dass Heilpflanzen mitunter auch gegenläufige Wirkungen haben können. So hat man beispielsweise festgestellt, dass bestimmte Pflanzen krebsvorbeugende und krebserregende Substanzen zugleich enthalten können. Trotz der gemischten Bilanz sind Heilpflanzen als Arzneimittel heutzutage gerade hierzulande sehr gefragt. Europa ist weltweit der wichtigste Absatzmarkt für Heilpflanzen und einer Umfrage aus dem Jahr 2007 zufolge ziehen 80% der Deutschen chemischen Medikamenten pflanzliche Medikamente vor. Das Thema Heilpflanzen ist noch lange nicht erschöpft- bis heute sind erst rund 100 Heilpflanzen gründlich erforscht, mehr als 1000 wären theoretisch für Heilzwecke nutzbar.
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