Die Geschlechterrollen haben sich in den letzten Jahrzehnten sehr gewandelt. Die Geschichte der Frauen war immer auch stark geprägt von den Kulturepochen und den sozialen Konditionierungen. Die Rollen der deutschen Frauen, zum Beispiel im Nationalsozialismus, in der Nachkriegszeit oder in der Moderne, müssen sehr differenziert betrachtet werden. Es gab verschiedene Entwicklungen in den Frauenbewegungen, die zu einem liberaleren Bild beigetragen haben und die Rechte der Frauen stärkte. Bekannteste Vertreterin der Frauenbewegung, seit den 1960er Jahren in Deutschland, ist Alice Schwarzer. Die Gleichstellung und die Selbstbestimmung der Frau in der Gesellschaft ist durch den Feminismus vorangetrieben worden. Heute haben Frauen ein anderes Bild von Feminismus und gehen mit den Themen der Frauenbewegung liberaler um. Tatsächlich müssen die Frauen aber anerkennen, dass ohne die Frauenbewegungen die Frauensituation vielleicht anders aussehe. Man vergisst heute leicht, dass bis in die 1970er Jahre die Rechte der deutschen Frauen teils noch theoretisch eingeschränkt waren. Das erste europäische Land, das Frauen ein volles Stimmrecht einräumte, war Finnland. Seit den letzten hundert Jahren hat sich viel Positives im Frauenrecht getan. International erkannte die UNO, die Gleichberechtigung von Frauen und Männer bei ihrer Gründung 1946 an. Die Vereinten Nationen verabschiedenden im Jahr 1979 ein Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung von Frauen, kurz CEDAW. Bis heute haben 185 Staaten den Vertrag ratifiziert. Nicht unterzeichnet hat zum Beispiel der Vatikanstaat. Auf Grund des Einflusses der Frauenbewegung wurden auch weitere internationale Erklärungen verfasst, zum Beispiel zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen. Menschenrechte und Frauenrechte haben in der Vergangenheit trotzallem zu Kontroversen geführt. Man kann heute sagen, dass ohne die Frauenbewegungen die internationalen Rechtslagen durchaus anders aussehen könnten.
Traditionell assoziiert man mit dem Geschlechterbild der Frau, vor allem die sozialen Bindungen zur Familie oder der Partnerschaft. Auch Eigenschaften, wie Emotionalität oder Multitasking, werden heute eher Frauen zugeordnet. Sieht man sich die wirtschaftlichen Fakten an, so kann man feststellen, dass Frauen heute im Schnitt schlechter dastehen als Männer. Frauen verdienen vor allem bei unternehmensnahen Dienstleistungen bis zu 30 Prozent weniger. Die wirtschaftliche Basis ist also bis heute nicht ausreichend. Der Einkommensabstand zu Männern wird vor allem im Alter immer größer. Die Beschäftigungsquote bei Frauen liegt in Deutschland im vorderen Mittelfeld, beim europäischen Vergleich. Hier sind vor allem die skandinavischen Länder führend. Immerhin ist ein Drittel der Führungskräfte weiblich. Frauen sind vor allem im Dienstleistungsbereich tätig und schon im Jahr 2004 waren über eine Million Frauen selbständig. Laut weiterer Studien des Statistischen Bundesamtes, im Frauenbericht Deutschland 2006, verdienen rund 45 Prozent der Frauen mit Erwerbstätigkeiten ihr Geld. Die Quote an Leistungen, die Frauen durch Angehörige abhängig macht, lag 2006 bei rund 36 Prozent. Die Gelder aus der Erwerbstätigkeit reichen jeder siebten Frauen nicht aus. Vor allem als Verkäuferin oder Kassiererinnen verdienen Frauen sehr wenig.
Die wirtschaftliche Situation der Frauen ist heute nach den Erhebungen noch lange nicht den Männern gleichgestellt. Seit Mitte der 1990er Jahre haben vor allem die nicht-ehelichen Partnerschaften zugenommen. Rund jede fünfte Frau lebt heute alleine. Vor allem gibt es eine hohe Quote an alleinerziehenden Frauen, die Beruf und Familie vereinen müssen. Ist eine Frau verheiratet, so bekommt sie statistisch ihr erstes Kind mit rund 30 Jahren. Damit bekommen Frauen statistisch gesehen heute ihre Kinder später, als noch vor Mitte der 1990er Jahre. Rund die Hälfte der Kinder unter acht Jahren besucht eine Tageseinrichtung, wie Kindergrippen oder Kindergärten. Frauen leisten immer noch viel unbezahlte Arbeit, wie zum Beispiel bei der Haus- und Gartenarbeit. Die Kinderbetreuung bei Paaren nimmt für die Frauen einen hohen Anteil an Tagesarbeiten in Anspruch. Viele Frauen wünschen sich mehr Zeit für die Kinder. Neben der Kinderbetreuung laufen natürlich viele andere Alltagsgeschäfte. Was das Thema Gesundheit angeht, so sind Frauen mehr krank als Männer, auch wenn sie sich weniger durch Unfälle verletzen.
Frauen sind weniger Übergewichtig als Männer und legen auch mehr Augenmerk auf gesunde Ernährung. Frauen sind die Gesundheitsmanager in der Familie. Trotz des Gesundheitsbewusstseins raucht jede fünfte Frau. Kreislauferkrankungen führen bei der Hälfte der Frauen zum Tod. Stationär behandelt werden vor allem Patientinnen mit Brustkrebs. Fast 30 Prozent der Frauen haben Krebs als Todesursache. Frauen sind dagegen seltener von Verkehrsunfällen betroffen und fahren eher defensiver als Männer. Frauen sind auch politische Menschen. Ein hoher Anteil an Frauen geht wählen. Im Vereinssport ist der Anteil an Frauen, vor allem beim Volleyball, dem Tanzsport und beim Turnen, sehr hoch. Bei den weiblichen Gesamtmitgliedern in den Vereinen liegt der Fußball auf Platz 2. Was Frauen sich wünschen, wird vor allem in Frauenzeitschriften und Männerzeitschriften immer wieder thematisiert. Unterm Strich kommt man zu der verblüffenden Einsicht, dass die Wunschwelten der Geschlechter nicht sehr unterschiedlich sind - nur anders.