Senf

Senf hat eine sehr lange Kulturgeschichte als Gewürz und war schon in China vor 3.000 Jahren bekannt. In Mitteleuropa wurde Senf erstmals in Schriften von Karl dem Großen erwähnt. Senf hat als Gewürz in der kulinarischen Geschichte Europas wie Meerrettich eine Sonderstellung, da man exotische Gewürze wie Chili oder Pfeffer aus Übersee lange nicht kannte. Die Bedeutung von Senf in der Geschichte verdeutlicht unter anderem die Ernennung eines Neffen des Papstes Johannes XXII. zum päpstlichen Senfbewahrer im 13. Jahrhundert. In diesem Jahrhundert bekam auch die ostfranzösische Handelsstadt Dijon eine Monopolstellung im Senfhandel. Der Handel mit Dijon-Senf war früher ein überaus florierender Markt in Dijon und dem Burgund. Heute gibt es nur noch drei mittelständische Unternehmen in Dijon, die den typischen scharfen und feingemahlenen Senf aus braunen Senfkörnern produzieren. Die Senfproduktion im Burgund, mit der Hauptstadt Dijon, wurde in der Region unter dem französischen König Philip VI. erstmals erwähnt. Größter Hersteller von Dijon-Senf ist heute die Marke Aroma, die zum Unilever-Konzern gehört. Die Firma Amora Maille Société Industrielle, mit der Marke Aroma, stellt neben Senf auch Gewürzsaucen und Salatdressing her. Es gibt heute eine riesige Auswahl an Senfsorten, die sich unter anderem durch das Verhältnis von gelben und braunen Senf, dem Mahlgrad oder den verwendeten Zutaten wie Essig oder Most unterscheiden. Senf gehört wie Pfeffer und Salz zu den alltäglichen Gewürzen in den Haushalten.

Gesundheitlich ist Senf bekannt dafür, dass die Magensaftbildung unterstützt wird und Eiweiße und Fette leichter verdaut werden. Senf kann also durchaus als gesundheitsförderndes Gewürz gesehen werden. Im Anbau unterscheidet man in drei Sorten. In Kanada, Ungarn oder Deutschland wird die milde Gelbsenfsaat (Gelber Senf) angebaut. Braunsenfsaat entwickelt kleinere Körner, die vor allem für scharfen Senf verwendet werden. Unter anderem wird der schärfere braune Senf in Indien, Kanada oder Italien angebaut. Aus Ungarn und Kanada kommt die schärfste Variante mit der Braunsenfsaat, die für den Braunen Senf verwendet wird. Die Verarbeitung der kleinen und feinen Körner der Braunsenfsaat ist sehr aufwendig. Scharfer Senf aus der Braunsenfsaat nennt man in Österreich Estragonsenf. In Deutschland ist vor allem mittelscharfer Senf beliebt, der auch Delikatess-Senf genannt wird. Diese Senfsorten werden vor allem aus Mischungen der gelben und braunen Senfsaat gewonnen. Als besonders scharfer Senf ist der Englische Senf bekannt, der unter anderem aus schwarzen Senfkörnern gewonnen wird. Der Englische Senf ist auch bekannt für seine zahlreiche Gewürze, die den Senf nicht unbedingt schärfer machen, allerdings für den typischen Geschmack wichtig sind.

Zu Gerichten wie Weißwurst oder Leberkäse isst man in Bayern traditionell süßen Senf. Als Erfinder des süßen bayrischen Senfs gilt Johann Conrad Develey, der im 19. Jahrhundert die Senfsorte erfand und Begründer des Unternehmens Develey Senf & Feinkost in Unterhaching war. Süßer Senf kommt auch aus Ländern wie Frankreich oder aus Skandinavien. Heute gibt es im Handel auch Bio-Senf, der aus ökologisch hochwertigem Landanbau stammt. Senf wird in Deutschland sehr unterschiedlich konsumiert. Im Süden schätzt man vor allem mildere Sorten, während im Norden und Westen die schärferen Sorten beliebt sind. Aus Düsseldorf kommt die Delikatesse Düsseldorfer Senf, der als scharfer Senf bekannt ist. Dieser Senf aus Braunsenfsaat darf nur in der Region und nach traditionellen Rezepten hergestellt werden.