Amaryllis

Der griechische Name “Amaryllis” ist einer gleichnamigen Schäferin bei Vergil abgeschaut. Im engeren botanischen Sinne entsprechen dem Gattungsnamen “Amaryllis” nur die südafrikanische Amaryllis belladonna (Belladonnalilie) sowie die Amaryllis paradisicola. Zu der großen Familie der Amaryllis- oder Narzissengewächse (Amaryllidaceae) gehört im weiteren Sinn aber eine große Vielzahl von Pflanzen, zum Beispiel Narzissen, Märzenbecher, Jakobslilien, Schneeglöckchen und Rittersterne. Amaryllidaceae mit ihren 65 Gattungen mit rund 850 Arten zählen zu den Einkeimblättrigen (Liliopsida). Sie sind fast weltweit verbreitet, bevorzugt kommen sie in wärmeren Gebieten vor.

Der aus Südamerika stammende Ritterstern (Hippeastrum) ist gewöhnlich, aber botanisch eigentlich inkorrekt, gemeint, wenn man hierzulande von Amaryllis spricht. Im Handel erhält man nicht die Wildform des Rittersterns (Hippeastrum vittatum), sondern ihre Zuchtformen. Rittersterne sind mehrjährige Zwiebelblumen. Sie haben parallelnervige lanzettförmige Blätter und doldige Blütenstände. Manche Züchtungen bilden mehrere Blütenschäfte aus. Die etwa einen Meter hoch wachsenden Blütenschäfte tragen bis zu vier trichterförmige Blüten. Diese können weiß, rosa, scharlach- oder dunkelrot, ein- oder zweifarbig, gefüllt oder ungefüllt sein.

Rittersterne durchlaufen drei Vegetationsphasen, die sich von denen unserer heimischen Pflanzen vollkommen unterscheiden: Während der Blühphase ab Januar/Februar sollten die Blätter kurz gehalten werden. So kann die ganze Energie in die Blüten fließen und diese können besonders prächtig werden. Das wenige Licht im Winter reicht der Pflanze in der Blütephase aus. In der Wachstumsphase in Frühling und Sommer wachsen nun Blätter und die zuvor geschrumpfte Zwiebel. Ohne Frost fühlt sich Hippeastrum jetzt auch im Freien wohl. Die anschließende Ruhephase im Herbst kann zum Beispiel im dunklen Keller stattfinden. Wird Hippeastrum als Zimmerpflanze gehalten, sollten ihre natürlichen Gegebenheiten für die Pflanze nachempfunden werden. Sie mag zum Beispiel keinen Frost. Die Blühphase kann jedoch auch vorgezogen werden, indem die Wachstumsphase verkürzt und die Ruhephase früher eingeleitet wird. So kommen die Pflanzen schon vor Weihnachten zur Blüte und bringen Farbe ins Haus.

Zu ihrer Vermehrung bildet die Rittersternzwiebel in der Erde kleinere Zwiebeln, sogenannte Brutzwiebeln, aus. Wo diese Zwiebeln sind, wachsen kleine Blätter aus der Erde. Die Zwiebeln selbst sind meist nicht zu sehen. Außerdem bildet eine Blüte, sofern sie bestäubt worden ist, nur kurze Zeit keimfähige Samen aus. Diese können in Wasser keimen oder sich in einem Anzuchtsubstrat enfalten. Die Zwiebel kann zur Vermehrung auch von unten nach oben in vier bis acht Teilstücke geschnitten werden. Aus jedem Stück kann eine vollständige Zwiebel entstehen. Dazu müssen die Stücke, mit Klarsichtfolie überdeckt, in feuchte Erde gepflanzt werden. Wenn sich nach etwa einem Vierteljahr Blätter ausbilden, sollte die Folie entfernt werden. Da die Zwiebel Giftstoffe enthält, sollte dieses Verfahren nur von Fachleuten oder unter ihrer Aufsicht und mit entsprechender Schutzkleidung durchgeführt werden.

Dass die Fee in Otfried Preußlers Räuber Hotzenplotz Amaryllis heißt, ist übrigens auch eher Vergil als dem Ritterstern zu verdanken.