Inkontinenz bedeutet soviel wie “Zurückhalten”. Inkontinenz kann sich beziehen auf die Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz und die Milchinkontinenz. Inkontinenz bezeichnet auch die medizinischen Krankheitsbilder von Affekt-Inkontinenz (Emotionen) und verbaler Inkontinenz (Äußerungen). Im Weiteren wird hier auf die Beschreibung der Harninkontinenz eingegangen. Harninkontinenz beschreibt den unfreiwilligen Harnabgang, der nicht zu schweren Krankheitsbildern führt, aber auf Grund der sozialen Problematik als Krankheitsbild wahrgenommen wird. Man schätzt die Zahl der Betroffenen, die an Inkontinenz leiden, auf fünf bis zehn Millionen alleine in Deutschland. Frauen im älteren Alter sind vor allem von der Inkontinenz betroffen.
Man unterscheidet zwischen Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz. Die Belastungsinkontinenz wird wiederum in drei Schweregrade unterschieden. Die Grade unterscheiden sich in heftige, mittelschwere und geringe Drucksteigerungen im Bauchbereich, der durch körperliche Belastungen, wie Husten, Niesen oder allgemeine körperliche Arbeiten ausgelöst wird. Ursächlich kann auch bei der Belastungsinkontinenz eine zu bewegliche Harnröhre oder eine Schließmuskelstörung sein. 80 Prozent der Frauen leiden unter der Belastungsinkontinenz. Das Alter der Frauen, die unter Belastungsinkontinenz leiden, ist jünger, als in der Gesamtheit der Inkontinenzfälle. Die Dranginkontinenz ist geprägt von akuten Harndrängen, ohne dass in der Regel die Blase ausreichend gefüllt ist. Die plötzlichen Dränge erlauben oftmals keine ausreichende Zeit zum Toilettengang. Bei dieser Form, an der Männer mehr leiden als Frauen, ist oft eine Störung der Harnmuskulatur ursächlich für die Inkontinenz. In der Mischform treten die typischen Symptome von beiden Inkontinenzarten auf.
Körperliche Belastungen, wie schweres Heben oder auch Husten, Niesen oder Lachen können die Belastungsinkontinenz auslösen. Stressinkontinenz bezieht sich auf die englische Umschreibung für körperliche Belastungen und ist nicht medizinisch sinnhaft für seelische Leiden, die zur Inkontinenz führen.
Nach einem ausführlichen Gespräch zur Krankheitsgeschichte (Anamnese) kann der Arzt anhand eines speziellen Fragebogens eine Initialdiagnose stellen. Um den Verdacht auf mögliche andere Grunderkrankungen, wie Infektionen, auszuschließen, können klinische Untersuchungen, wie Blutproben genommen werden. In vielen Fällen kann auch eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden. Ein so genanntes Miktionsprotokoll ist wie ein Krankheitstagebuch über die Symptome und Beschwerden und kann über einen definierten Zeitraum (+2 Tage) geführt werden. Es gibt wichtige Anhaltspunkte zur Inkontinenz. Je nach dem Stand der Untersuchungen können auch weitere Funktionsmessungen/Untersuchungen, wie Blasendruckmessungen oder Blasenspiegelungen vorgenommen werden.
Seit einiger Zeit gibt es spezielle Medikamente gegen die Inkontinenz. Im Mittelpunkt der klassischen Inkontinenzbehandlung stehen regelmäßige Trainings zur Stärkung des Beckenbodens oder so genannte Feedback-Trainings sowie Elektrostimulationstrainings. Diese und andere Übungen werden durch einen Physiotherapeuten begleitet. In manchen Fällen kann eine Operation sinnvoll oder erwünscht sein. Es gibt rund 100 unterschiedliche Operationstechniken, die bekannteste ist die unter örtlicher Betäubung durchgeführte TVT-Methode (Tension-free Vaginal Tape), bei der ein spezielles Band um die Harnröhre geschlungen wird, dieses wird dann hinter dem Schambeim fixiert.
Inkontinenz ist auf Grund der kulturellen Erziehung, die sehr auf Sauberkeit und Hygiene ausgerichtet ist, für viele Betroffene eine Erkrankung, die nicht an die Öffentlichkeit geraten darf. Inkontinenz kann zum privaten Rückzug des Betroffenen führen, was zu weiteren psychischen Belastungen und Krankheiten führen kann. Trotz des intimen Charakters des Krankheitsbildes sollte man sich nicht scheuen, einen Arzt aufzusuchen, da die Heilungschancen heute sehr gut sind.
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