Die Blütezeit des in Mitteleuropa und Asien verbreiteten Löwenzahns reicht vom Frühlingsbeginn bis in den späten Herbst. Landwirtschaftlich genutzte Wiesen und gedüngte Ackerflächen werden wegen ihres hohen Stickstoffgehaltes oft von großen Beständen der Pflanze besiedelt und färben sich vor allem im April und Mai goldgelb. Bei windigem Wetter verlieren die kugeligen Samenstände ihre reifen Samen, die über weitere Strecken verweht werden. Als typische Ruderalpflanze kann sich Löwenzahn auf unterschiedlichen, auch ungünstigen Gründen wie Pflasterwegen oder Mauerritzen, schnell ausbreiten. Die tiefen Pfahlwurzeln sind selbst nach vollständiger Entfernung der oberirdischen Pflanzenteile in der Lage, erneut auszutreiben und zur Samenbildung zu gelangen. Aus diesem Grund sind die Vertreter der Löwenzahn-Unterarten eine Herausforderung für Gärtner, als Früh- und Dauerblüher allerdings wichtige Nektarquelle für Honig- und Wildbienen.
Sämtliche Teile des Löwenzahns werden von Schulmedizin, Volksheilkunde und Homöopathie für verschiedene Anwendungen und Präparate genutzt. Die Pflanze entfaltet ihre Wirkung unter anderem als harntreibendes Mittel, dient zur Anregung des Stoffwechsels und fördert die Bildung von Magensaft und Galle.
Auch als Lebensmittel hat der Löwenzahn Tradition. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde aus Löwenzahnwurzeln ein Ersatzkaffee hergestellt. Die jungen Blätter werden als Bestandteil von Wildsalaten geschätzt. Löwenzahn gilt allerdings als schwach giftig und kann beim Verzehr größerer Mengen Brechreiz, Magen-Darm-Beschwerden und in seltenen Fällen Symptome bis hin zu Herzrhythmusstörungen verursachen. Zu medizinischen Informationen über die Pflanzengiftigkeit sollte daher vor einem Verzehr in jedem Fall ein Arzt oder Apotheker befragt werden.
Der Löwenzahn ist in Mitteleuropa ein alter Kulturbegleiter des Menschen. Albrecht Dürer hat ihm das berühmte “Rasenstück” gewidmet, Kinder fertigen aus den leicht einzukerbenden Stängeln Blumenketten oder nutzen die Pusteblume als Orakel, bei dem aus Zustand und Farbe des Blütengrundes auf Zukunft und Liebesglück geschlossen werden soll. Bei der spielerischen Verarbeitung tritt der ebenfalls schwach giftige, milchige Pflanzensaft zutage, der unter Sauerstoffeinfluss rasch oxidiert und schwer zu entfernende braune Flecken hinterlässt. Im Volksaberglauben sagt man dem Milchsaft des Löwenzahns eine Wirkung gegen Warzen nach. Da die Entfernung des hartnäckig an der Haut haftenden Saftes das unterliegende Gewebe durchblutet und die Umgebung des Infektionsherdes gereinigt wird, kann diesem Aberglauben die fehlerhaft interpretierte Beobachtung einer tatsächlichen Verbesserung des Hautbildes zu Grunde liegen.
Eine weitere Besonderheit der Sammelart “Löwenzahn” ist die Vielfalt der regionalen Pflanzennamen, die oft durch entsprechende Dialekte gefärbt sind. Die frühe Blüte und Verbreitung über Wiesen, deren erste Mahd als Viehfutter eingebracht wird, trägt dem Löwenzahn Regionalbezeichnungen wie “Kuhblume”, “Maiblume”, “Milchscheck” oder “Saumilch” ein. Die harntreibende Wirkung der Pflanze spiegelt sich heute ebenfalls noch in regional verwendeten Namen wieder, so in “Seichkraut”, “Bettseicher”, “Pisskraut” und verschiedenen Varianten dieser Benennung. Die Verbindung aus Löwenzahnsalat und herzhaften Saucen trägt der Pflanze nicht zuletzt auch Namen wie “Speckkraut, “Speckblume” oder “Butterblume” ein.