Narzissen

Narzissen verdanken ihren Namen dem griechischen Wort für “betäuben”, zurückzuführen auf die in Griechenland beheimatete Dichter-Narzisse, welche einen intensiven Geruch verströmt. Nach Deutschland gelangten die ursprünglich in Südeuropa heimischen Narzissen im Zuge der sogenannten orientalischen Phase um 1600. Gärten und Parks wurden damals vermehrt mit exotischen Pflanzen bestückt. Blieb auch die Beliebtheit der Narzisse in der Renaissance weit hinter der Bedeutung der Tulpe zurück, schaffte sie es schon im frühen Barock eine Führungsrolle in der Frühlingsbepflanzung zu übernehmen. Um 1700 konnten über 50 Arten registriert werden. Narzissen wurden in früherer Zeit sehr häufig in Wohnungen gehalten. 1884 wurde in England die erste Narzissenkonferenz veranstaltet.

Narzissen sind beliebte Schnittblumen und Topfpflanzen. In Gärten findet man sie in Rabatten, Beeten oder auf Rasenflächen. Mittlerweile sind über 24000 Kulturformen der Narzisse bekannt. Gärtner unterscheiden anhand der Blühzeit oder der Anzahl der Blüten 12 Klassen der Pflanze. Die geläufigsten sind die Trompeten-Narzissen der Klasse 1, Großkronige Narzissen der Klasse 2 sowie Tazetten der Klasse 8. Tazetten sind die ältesten bekannten Narzissenarten. Man fand sie als Grabbeigaben im alten Ägypten. Die Tazette, oder Strauß-Narzisse erreicht eine Höhe von 30 Zentimetern und bringt zwischen Dezember und März weiße Blüten hervor. Sehr weit verbreitet ist auch die Dichter-Narzisse, welche eine Größe von bis zu 50 Zentimetern erreicht und zwischen April und Mai cremefarbige Blüten mit gelb-roten Nebenkronen besitzt. Die kleinsten Vertreter sind die nur bis zu 15 Zentimeter hohen Reifrock-Narzissen, welche in Portugal, Spanien und Marokko beheimatet sind. Am weitesten verbreitet sind die Gelben Narzissen, welche auch häufig Osterglocken genannt werden. Allerdings werden wilde Vorkommen der Pflanze immer seltener und stehen unter strengem Naturschutz. Große Verdienste um den Erhalt und die Zucht von Narzissen sind Großbritannien zuzuschreiben. In Birmingham wurde 1898 die Daffodil Society gegründet, welche jährlich die attraktivsten Narzissensorten prämiert.

Narzissen vermehren sich durch Brutzwiebeln. Die kommerzielle Methode nennt sich Twin-scaling. Durch Teilung und Neuanzucht der Zwiebeln können aus einer Zwiebel bis 35 neue Pflanzen gewonnen werden. Narzissen enthalten Alkaloide, unter anderem Galantamin welches zur Behandlung Demenzkranker eingesetzt wird, jedoch synthetisch gewonnen werden kann. Daher schreibt man der Pflanze keine große medizinische Bedeutung zu. Die Homöopathie verwendet Narzissenauszüge gelegentlich gegen Schnupfen, Bronchitis und Keuchhusten. Die Niederlande und Großbritannien gelten als führende Staaten in der Narzissenzucht. In sogenannten Sichtgärten werden bis zu 1000 Sorten angeboten.

Die Narzisse gilt in China als Glückssymbol und wird beim chinesischen Neujahrsfest als 100köpfige Wasserfee bezeichnet. Islamische Länder setzen die Blüte der Narzisse dem menschlichen Auge gleich, dies geht auf den persischen Herrscher Chusrau Anuschirwan, welcher um 550 regierte, zurück. In der griechischen Mythologie spricht Homer im “Raub der Persephone” vom wundervollen Anblick und süßen Duft der Pflanzen. Ovid erzählt vom selbstverliebten Narziss, welcher sein Spiegelbild im Wasser betrachtet und nach seinem Tod in eine Narzisse verwandelt wird.