Das Zivilrecht bildet den Gegenpol zum öffentlichen Recht, dem etwa das Strafrecht zugeordnet ist. Das Zivilrecht bildet den staatlichen Rahmen für die Interaktionen von Bürgern, indem beispielsweise Rechte und Pflichten festgelegt werden, die sich aus Verträgen ergeben. Außerdem werden Grenzen der Privatautonomie festgelegt, die in Schutzvorschriften etwa für Minderjährige oder Arbeitnehmer sichtbar werden.
Das Zivilrecht steht fast überall im Hintergrund, wo Menschen miteinander in Kontakt treten. Jeder Kaufvertrag, Mietvertrag oder Arbeitsvertrag beruht auf zivilrechtlichen Regelungen. Auch Schadenersatzpflichten etwa nach Verkehrsdelikten und alle familienrechtlichen Regelungen im Bereich Ehe, Scheidung, Unterhalt oder Adoption sind im bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verzeichnet, das die Grundlage für das Zivilrecht bildet. Entsprechend groß ist der Informationsbedarf der Bürger im zivilrechtlichen Bereich. Es ist praktisch unmöglich, sich nicht mit zivilrechtlichen Themen auseinander zu setzen, da man im täglichen Leben beinahe ständig damit in Kontakt kommt.
Bei jedem Einkauf schließen Menschen Kaufverträge ab. Solange beide Seiten zufrieden sind, ist dies meist nicht bewusst. Anders wird es, wenn etwa die Kaufsache einen Mangel hat oder wenn der Käufer nicht zahlen kann (etwa bei Ratenzahlung). Dann kann es wichtig sein zu wissen, welche Rechte und Pflichten Käufer und Verkäufer haben. Noch offensichtlicher ist es im Mietrecht. Solange Mieter und Vermieter mit dem Mietvertrag einverstanden sind, besteht meist wenig Klärungsbedarf. Anders wird es beispielsweise, wenn der Mieter eine Mieterhöhung verlangt. Dann ist es wichtig zu wissen, ob und in welchem Umfang eine Mieterhöhung gerechtfertigt ist. Ähnliches gilt etwa bei Mietminderungen aufgrund von Wohnungsmängeln. Der Mieter sollte wissen, ob und wie viel Miete er zurückbehalten kann. Auch Kündigungsfristen und Kündigungsgründe sollten bekannt sein. Kündigungsfristen sind auch bei Arbeitsverträgen natürlich sehr wichtig, ebenso wie Kündigungsschutzregelungen allgemein, aber auch Rechte und Pflichten von Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wer eine Ehe schließt und Kinder in die Welt setzt, kann mit dem Familienrecht in Kontakt kommen. Es kann wichtig sein, Schutzvorschriften für Minderjährige zu kennen, etwa was das Abschließen von Verträgen betrifft, beispielsweise bei Handyverträgen. Auch Aufsichtspflichten betreffen Eltern unmittelbar, vor allem, weil eine Verletzung der Aufsichtspflicht Schadenersatzforderungen nach sich ziehen kann. Besonders wichtig wird das Familienrecht auch bei Scheidungen, wenn es um Sorgerechtsregelungen und Unterhaltszahlungen geht. Spätestens dann ist oft eine professionelle Beratung erforderlich.
Es ist demnach in vielen Fällen sinnvoll oder sogar notwendig, Rechtsberatung durch entsprechende Berater oder Anwälte in Anspruch zu nehmen. Da das Zivilrecht so umfangreich ist, sollte jemand, der eine Beratung benötigt, darauf achten, dass der Berater sich auf das Gebiet spezialisiert hat, in dem sich der Beratungsbedarf manifestiert. Dies gilt zumindest bei speziellen Fragen. Allgemeine Auskünfte können oft auch in nichtspezialisierten Beratungsstellen gegeben werden. Anwaltskosten für die Beratung sollten nicht als zu großes Hindernis betrachtet werden. Einerseits kann durch die Rechtsberatung teilweise viel Geld gespart werden, andererseits besteht für Menschen mit geringem Einkommen die Möglichkeit, Beratungshilfe in Anspruch zu nehmen. Wird Beratungshilfe bewilligt, übernimmt das zuständige Amtsgericht die Anwaltskosten.