Physiotherapie

Der Begriff “Physiotherapie” wird aus den beiden griechischen Wörtern “physio” (natürlich) und “therapeia” (Heilung) gebildet. Der Begriff “Physikalische Therapie” wird zwar häufig als Synonym verwendet, bezeichnet allerdings eine Unterkategorie innerhalb der Physiotherapie. Die heute unter der Bezeichnung “Physiotherapie” fallenden natürlichen Behandlungsmethoden haben zum Teil eine lange Historie. Medizinische Bäder und verschiedene Formen der Massage waren schon 2000 Jahre v. Chr. in China verbreitet. Massgeblich geprägt wurden die Grundsätze der Physiotherapie von dem griechischen Arzt Hippokrates von Kos (460 v. Chr. - 370 v. Chr., vgl. Hippokratischer Eid). Hippokrates gilt heute als Vorreiter einer wissenschaftlichen Sichtweise der Medizin. Er prägte der Begriff “Organismus” als lebendigen Leib und beschrieb die Gesundheit als Zustand des Gleichgewichts. Krankheit wurde dagegen von ihm als Störung des physischen und psychischen Gesamtzustandes bezeichnet.

In der heutigen medizinischen Landschaft bildet die Physiotherapie einen festen Bestandteil. Vorrangig werden oftmals die rehabilitativen Erfolge der Physiotherapie betrachtet, tragen sie doch maßgeblich zum Gesamterfolg umfangreicher medizinischer Versorgungen bei. Eine Hüft-TEP (Totale Endoprothese, Ersatz des Hüftgelenks) ist heutzutage eine Routineoperation, wäre aber ohne anschließender Physiotherapie undenkbar.

Die Rehabilitation stellt den größten Anteil der Fälle in denen physiotherapeutische Maßnahmen zum Einsatz dar. Darüber hinaus eignet sich die Physiotherapie auch zur Therapie und zur Prävention. Sie deckt also das gesamte Versorgungsspektrum der modernen Medizin ab. Die Prävention, also die Vorbeugung der Entstehung von Krankheiten, findet dabei eher in Form einer Sekundärprävention Beachtung. Eine Primärprävention ist zwar ebenfalls möglich, wird aber im Allgemeinen kaum genutzt. Eine Ausnahme bildet dabei der Leistungssport. Hier werden auftretende Spitzenbelastungen mit Hilfe der Physiotherapie vorbereitet um Schädigungen weitesgehend zu vermeiden. Die Physiotherapie als behandelnde Maßnahme (Therapie) wird bei akuten und chronischen Erkrankungen und als Unterstützung zu anderen Behandlungsformen eingesetzt. In den letzten Jahren wurde so vor allem die Lebensqualität von Senioren verbessert.

Bei der Physiotherapie steht die Bewegung im Mittelpunkt des Heilungsprozesses, die aktiv oder passiv ausgeführt werden kann. Eine aktive Bewegung wird von dem Patienten selbsttätig durchgeführt, bei passiven Bewegungen werden diese durch äußere Kräfte ausgelöst (z.B. geführte Bewegungen durch den Therapeuten). Kernziele der ganzheitlichen Betrachtungsweise der Physiotherapie sind die Linderung von Schmerzen, die Förderung von Stoffwechsel und Durchblutung und die Erhaltung und Verbesserung der Beweglichkeit, der Koordination, der Kraft und der Ausdauer.

Anwendungsgebiete für die Physiotherapie liegen in den medizinischen Fachbereichen der Traumatologie (z.B. Frakturen), Chirurgie (z.B. Endoprothesen), Orthopädie (z.B. Bandscheibenvorfall), Neurologie (z.B. Parkinson-Krankheit), Pädiatrie (z.B. motorische Störungen bei Frühgeborenen), Geriatrie (z.B. Sturz-Prophylaxe), Gynäkologie (z.B. Rückbildungsgymnastik) und der Inneren Medizin (z.B. Herzinsuffizienz). Neben der Bewegungstherapie und der Krankengymnastik kommen die verschiedenen Formen der Physikalischen Therapie zur Anwendung. Sie unterteilen sich in Behandlungen mit mechanischen Reizen (verschiedenen Formen der Massage), mit thermischen Reizen (Wärme- und Kälteanwendungen), Anwendungen mit Wasser (Hydrotherapie) und Anwendungen mit Strom (Elektrotherapie). Den größten Anteil an den verordneten physiotherapeutischen Maßnahmen haben Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates, vor allem Erkrankungen der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenvorfälle, Skoliosen, Spondylolyse) und der Gelenke (z.B. Arthrose, rheumatische Erkrankungen).

Physiotherapeutische Anwendungen werden in der Regel nicht von akademischen Ärzten sondern von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten durchgeführt. Die Ausbildung findet an speziellen Physiotherapie-Schulen statt und dauert 3 Jahre, einschließlich integrierter Praxisausbildung. Im Anschluss an die schulische Ausbildung ist außerdem ein Studium (meist Bachelor- / Master-Studiengänge) möglich. Einsatzmöglichkeiten bieten sich für Physiotherapeuten z.B. in Krankenhäusern, Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen, physiotherapeutischen Lehranstalten, Fitness-Studios und anderen gesundheitsorientierten Einrichtungen.