Cartoons

Während Comicstrips und Comichelden vor allem Produkte der letzten Jahrzehnte - vor allem der Nachkriegsgeneration - sind, ist die Geschichte der Cartoons bereits um Jahrhunderte älter. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff “Cartoon” verwendet, um einzelne kleine Bilder, vorrangig gesellschaftliche Karikaturen, zu beschreiben. Der erste Cartoon nach heutigem Verständnis erschien 1841 im britischen Satiremagazin “Punch”. Begrifflich kommt “Cartoon” aus dem Französischen und bedeutet Pappe oder Karton - Arbeitsmaterialien, die auch ärmere Zeichner damals besaßen und die sich dafür anboten, schnell eine einzelne Zeichnung oder eine witzige Skizze zu fabrizieren. Bis zum heutigen Tage haben sich Cartoonisten ihren Platz im gesamten Genre der Comics erhalten können, auch wenn viele ihrer Fähigkeiten sich von denen klassischer Comiczeichner unterscheiden. Zeichnerisch sind Cartoons - egal ob als Einzelbild oder als Folge einiger Bilder - meist etwas simpler angelegt als groß konzipierte Comichefte mit intensiven Handlungssträngen, wo auch das zeichnerische Umfeld die Handlung vorantreibt. Dass es auch Ausnahmen hierzu gibt und Einzelcartoons nahezu die Qualität von kleinen Gemälden erreichen können, zeigt beispielsweise der Österreicher Gerhard Haderer, einer der angesehendsten, deutschsprachigen Cartoonisten und Karikaturisten.

Da Cartoons keine komplexe Handlung erhalten, sondern meist über ein einziges Bild funktionieren und eine schnelle Pointe liefern sollen, sind Cartoonautoren auch nicht mit Comicautoren zu vergleichen. Oftmals beherrschen Cartoonisten einen gezielten Blick auf die Gesellschaft, in der sie leben. Gerade die Politik wird oftmals von ihnen aufgegriffen und durch heitere wie kritische Einzelbilder in einem Cartoon verewigt. Die Fähigkeit, markante Köpfe der Öffentlichkeit als Karikatur zeichen zu können, gehört dabei zum Standard-Repertoire vieler Cartoonisten. Natürlich gibt es hierneben aber auch ein weites Feld nichtpolitischer Cartoons, die Alltagssituationen oder simple Wortspiele in einen bebilderten Rahmen bringen.

Es ist wohl diese Mischung aus Humor, schneller Konsumierbarkeit und dem direkten Bezug zu Leben und Alltag, in dem sich ein Mensch bewegt, der den Erfolg vieler Cartoonisten begründet. So lassen sich in jedem Land der Welt unzählige Freunde von Cartoons aufspüren, die nicht zum klassischen Klientel der Comicleser gehören. Dies liegt vor allem daran, dass Cartoons uns in vielen Bereichen des Lebens begleiten, in denen sich größere Comichefte mit langen Geschichten nicht durchsetzen würden. Nahezu jede Zeitungen wie auch verschiedene Internetportale oder die Werbung setzt auf den schnellen Witz durch ein markantes Bild und verhilft so dem Cartoon zu einer weiten Ausdehnung in unserer Gesellschaft. Und nicht wenige Menschen haben über eine Reihe gelungener Cartoons für sich die Begeisterung am gezeichneten Bild erkennen können, durch den sie letztlich eingefleischte Comicfans geworden sind. Nahezu in gleicher Weise, wie manche Comichelden, die wir heute über lange Serien von Heften kennen, ihre Ursprunge in klassischen Ein- bis Dreibildcartoons hatten.