Unter dem Begriff “Manga” versteht das breite deutsche Publikum eine Comic- beziehungsweise Kunstform aus Japan. Dort bezeichnet der gleich lautende Begriff indes Comics generell. Diese Unterscheidung ist jedoch weitestgehend ohne praktische Bedeutung, haben sich doch westliche Comics in Japan kaum durchsetzen können. Selbst scheinbar weltbekannte Figuren wie Superman oder andere Helden sind dort nur in Kennerkreisen bekannt. Daher geht mit dem Begriff des “Manga” ein charakteristischer, unverwechselbarer Stil einher, der Comicfreunde auch in Deutschland begeistert. Besonders bemerkenswert ist dabei zunächst der Zeichenstil der Comics, der mit dem populären westlichen Zeichenstil kaum Gemeinsamkeiten hat. Obwohl sich auch im Manga verschiedene Zeichenstile und - schulen finden lassen, gibt es dennoch einige, sehr markante Erkennungsmerkmale des Zeichenstils. Diese finden sich zunächst im Figurendesign, insbesondere im Gesichtsaufbau der Charaktere. Auffallend ist hier insbesondere die stark vergrößerte Augenpartie, bei der - anders als im westlichen Comic - auch die Pupillen der dargestellten Charaktere dargestellt werden. Der Grund für die Etablierung der stilbildenden Merkmale ist vor allem in der asiatischen Darstellungstraditionen von Emotionen in Theater und Kino zu suchen. Da sich das japanische Schauspiel nahezu vollständig aus der traditionellen Form des Kabuki-Theaters entwickelt hat, wurde die dort übliche, stark übertriebe Darstellung von Emotionen in die Kunstformen der Gegenwart transportiert.
Um diese exponierte Darstellungsform auch im deutlich bildfixierten Manga beizubehalten, wird das Figurdesign im Wesentlichen auf Elemente beschränkt, die grundsätzlich geeignet sind, Emotionen darzustellen. Dies ist letztlich insbesondere die Augenpartie, aus der demgemäß nahezu der gesamte Gesichtsaufbau der dargestellten Personen besteht. Andere Merkmale, etwa Nase und Mund werden oftmals nur skizziert dargestellt oder angedeutet. Unterstützt wird diese Darstellungsform auch durch bestimmte, fast standardisierte Bildelemente. So stehen etwa deutlich, übergroß dargestellte Schweißtropfen auf der Stirn des Charakters für peinliche Erregung oder Verlegenheit des Charakters. Diese fast standardisierte Darstellungsform kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die thematische Vielfalt des Manga der des westlichen Comis deutlich überlegen ist. Während sich letzterer vor allem auf die Darstellung von Heldengeschichten in verschiedenen Facetten beschränkt, hat der japanische Manga eine Vielzahl von Subgenres hervorgebracht, die sich insbesondere an der Zielgruppe orientieren. So gibt es etwa Mangas für Jungen, für Mädchen, für erwachsene Männer oder Frauen, Mangas mit deutlich sexuellem Hintergrund und auf bestimmte Hobbys und Fachgebiete, etwa die japanische Geschichte, zugeschnittene Mangas.
Anders als beim westlichen Comic lässt sich daher keine Grundtendenz bezüglich vorwiegend genutzter Handlungselemente herausarbeiten. Indes lässt sich zumindest bei in Deutschland und im Westen populären Mangas eine Tendenz zu eher actionlastigen Werken feststellen. Bemerkenswert ist, dass diese - anders als die klassischen westlichen Comics - auch bei weiblichen Lesern starken Anklang finden. Insofern ist der Manga die bisher einzige Comicform, die von der weiblichen Zielgruppe angenommen wurde. Dies ist auch Publikationen, die scheinbar speziell auf die weibliche Kundschaft zugeschnitten waren, nicht geglückt. Insofern ist der Manga als Kunstform auch für die Medienwissenschaft interessant. Angesichts dieser Verbreitung kann es nicht überraschen, dass Manga durchaus zu einem starken wirtschaftlichen Faktor geworden ist. Dies gilt zum einen für den japanischen Absatzmarkt, zum anderen aber auch für Manga als Exportfaktor.