Die Lebenserwartung in Deutschland steigt weiter kontinuierlich an. Wie das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung vom 27.08.2007 mitteilt, steigt die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt nach der aktuellen Sterbetafel 2004/2006 bei Jungen um 0,4 Jahre und bei Mädchen um 0,3 Jahre im Vergleich zur Sterbetafel 2003/2005. Auch für ältere Menschen ist die Lebenserwartung weiter ansteigend. Konnten die 60-jährigen Männer nach der vorherigen Sterbetafel noch mit weiteren 20,3 Jahren rechnen, so sind dies jetzt 20,6 Jahre. Bei den 60-jährigen Frauen können statistisch gesehen 24,5 Jahre angenommen werden, nach 24,3 Jahren im Zeitraum zuvor.
Für die statistischen Auswertungen werden die amtlichen Sterbetafeln, die auf den Daten der Gestorbenen und der Durchschnittsbevölkerung der letzten drei Jahre basieren, herangezogen. Die Sterbetafeln geben einen Überblick der Sterblichkeitsverhältnisse der gesamten Bevölkerung in dem zugrunde liegenden Zeitraum. Unterschieden wird zwischen der durchschnittlichen Lebenserwartung bei der Geburt und der ferneren Lebenserwartung, zum Beispiel im Alter von 60 Jahren. Letzteren Wert berechnet man u.a. um einen differenzierteren Einblick in die demographische Entwicklung zubekommen. Da die Lebenserwartung mit zunehmendem Alter der noch Lebenden steigt, kommt der ferneren Lebenserwartung eine besondere Rolle bei der Betrachtung der Altersschichten einer Gesellschaft zu. Die Berechnung der zu erwarten Lebenszeit beruht auf Schätzungen, in denen zukünftige Prozesse und Faktoren, die die Lebenserwartung beeinflussen, nicht enthalten sind. Ein heute 60-Jähriger hatte zur Zeit seiner Geburt beispielsweise eine Lebenserwartung von 75 Jahren und hat nach aktuellen Schätzungen noch etwa 25 Lebensjahre vor sich. Er würde also ein Alter von 85 Jahren erreichen. Diese Veränderung hat zum einen statistische Gründe (viele unter dem Durchschnittswert Verstorbene fallen aus der Berechnungsgrundlage heraus). Zum anderen verbessern sich kontinuierlich positiv beeinflussende Faktoren.
Wie alt ein Mensch wird, hängt von vielen Faktoren ab. Angefangen bei der Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft, über die Rolle der Gene, bis hin zur Versorgungssituation im Alter. Es werden viele Faktoren diskutiert, aber statistisch abgesichert sind die Einflussgrößen bisher nur unzureichend. Gleiches gilt für die Risikofaktoren, wie der Fall des bislang ältesten Menschen, der Französin Jeanne Calment (1875-1997) belegt. Sie wurde über 122 Jahre alt, obwohl sie bis zum Alter von 119 rauchte. Männer haben eine um durchschnittlich 6 Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen. Diese langfristig rückläufige Differenz zwischen den Geschlechtern wird von Medizinern und Soziologen durch ein geringeres Gesundheitsbewusstsein, bei gleichzeitig erhöhter Risikobereitschaft der Männer erklärt. In den Industrienationen steigt die Lebenserwartung durch die immer bessere medizinische Versorgung. Dank Antibiotika und Schutzimpfungen sterben immer weniger Menschen an Infektionskrankheiten. Vor allem die Säuglingssterblichkeit ist durch den besseren Schutz vor Infektionen zurückgegangen. Bessere Hygiene und Ernährung wirken sich ebenfalls positiv aus.
Der Zusammenhang zwischen dem sozialen Status und der Lebenserwartung wird kontrovers diskutiert. Während Studien auf Basis des Sozio-ökonomischen Panels einen direkten Zusammenhang zwischen der Einkommenshöhe und der Lebenserwartung sehen (Lampert et al.: Soziale Ungleichheit der Lebenserwartung, 2007), sehen andere Untersuchungen eher eine indirekte Wirkung im Sinne einer sozialen Prägung in gesundheitlich relevanten Faktoren (Mackenbach: Health Inequalities: Europe in Profile, 2006). Einen Zusammenhang gibt es auch zwischen der Lebenserwartung und der hauptberuflichen Lebensphase. Während die Lebenserwartung seit 1871 etwa auf den doppelten Wert gestiegen ist, ist der Anteil der hauptberuflichen Lebenszeit an der gesamten Lebenszeit von zwei Drittel, auf unter die Hälfte gesunken.