Obst

Schon für die sammelnden Vorfahren des modernen Menschen vor Zehntausenden von Jahren waren wildwachsende Obstsorten eine überlebensnotwendige Quelle von Mineral- und Vitalstoffen. Bei der Etablierung der kultivierten Landwirtschaft hat der Obstanbau eine nachgewiesenermaßen frühe und zentrale Rolle gespielt. Dabei umfasst der generische Sammelbegriff “Obst” die essbaren Samen und Früchte im allgemeinen mehrjähriger Sträucher und Bäume.

Die Abgrenzung zum Gemüse ist dabei nicht immer völlig eindeutig zu ziehen. Das bezeugt auch schon die etymologische Herkunft des Wortes aus dem althochdeutschen. Als “Obez” bezeichnete man nämlich sämtliche Nahrungsmittel, die nicht aus Getreide hergestellt oder von tierischer Herkunft waren. Das schloss also auch Gemüse, Hülsenfrüchte und andere Pflanzen ein, die wir inzwischen vom Obst unterscheiden. Heute werden grundsätzlich diejenigen Lebensmittel, die von einjährigen Pflanzen stammen, als Gemüse, diejenigen von mehrjährigen als “Obst” differenziert, wobei das Obst botanisch betrachtet zumeist aus der befruchteten Blüte stammt, und generell einen höheren Zuckergehalt als das Gemüse vorzuweisen hat. Insofern kann es zwischen der botanischen und der lebensmitteltechnischen Definition von Obst zu Abweichungen kommen; dies ist der Fall bei Früchten wie beispielsweise Tomaten oder Kürbissen, die aber einjährigen Pflanzen entstammen. Man behilft sich in solchen Fällen begrifflich mit dem Wort “Fruchtgemüse”.

Innerhalb der verschiedenen Obstsorten gibt es wiederum klassifizierende Unterscheidungen. Da sind zunächst diejenige in Samen und Früchte. Beide können roh und unbehandelt gepflückt und verzehrt werden und sind im Geschmack entweder süßlich, oder süß-säuerlich. Samenobst hat meist einen höheren Kaloriengehalt, während bei Früchten der Wassergehalt und Mineralsalz- sowie Vitamingehalt höher und der Nährwertgehalt niedriger ist.

Darüberhinaus differenziert man Obstsorten in Kernobst, Steinobst wie Pfirsiche, Beerenobst wie beispielsweise Stachelbeeren oder Himbeeren und Schalenobst wie Pistazien oder Mandelkerne. In Deutschland wird Obst im Handel abhängig von Qualität und Größe in verschiedene Handelsklassen eingeteilt, sowie nach seiner Herkunft in heimisches und importiertes Obst, und unter Bezugnahme auf seine Anbauweise in biologisch und konventionell angebautes Obst unterschieden.

Der Obstbau stellt in Deutschland einen grossen und wichtigen Anteil der Landwirtschaft. Grundsätzlich wird unter Obstbau der professionelle, auf Gewerbeertrag ausgelegte, großflächige Freilandanbau aller Obstsorten verstanden. Allerdings nimmt auch der private Obstanbau eine interessante Stellung im Hinblick auf den Handel mit Samen und Pflanzen ein. Von der saisonalen Tomatenpflanze auf dem Balkon bis zum sorgfältig gehegten, vieljährigen Säulenobst, das beispielsweise als Apfelbaum in schlanker Baumform sogar in Kübeln gezogen werden kann, bis zum Pfirsichbaum für den heimischen Garten sind viele Obstformen auch für den privaten Anbau geeignet.

Historisch nimmt man heute an, dass einige Beerenfrüchte wie Himbeeren oder Holunderbeeren bereits um 8000 v.Chr. systematisch gesammelt und auch bereits angepflanzt wurden. Meist handelte es sich bei diesen Sorten um solche, die Sammlern bereits vom Umherziehen vertraut waren. Der Apfel beispielsweise gehört mit Sicherheit zu den ältesten vom Menschen kultivierten Baumfrüchten, wobei seine wilden Vorfahren nachgewiesenermaßen bereits 6500 v.Chr. im fruchtbaren Halbmond (heute Anatolien) verzehrt wurden. Seitdem hängen die Anbaubedingungen stark vom Zugang der Bebauungsgebiete zum Wasser ab. Viele bedeutende Obstanbaugebiete finden sich tatsächlich in regenarmen Gebieten, wie im südlichen USA, Afrika oder dem Nahen Osten, wo sie künstliche Bewässerungsmechanismen bedingen, und sich damit erst nach Erfindung derselben etablieren konnten.