Mit dem Namen “Osterglocke” bezeichnet man landläufig die trompetenförmige “Gelbe Narzisse” (Narcissus pseudonarcissus). Sie gehört als Zwiebelgewächs zur Familie der Amaryllis (Amaryllidaceae) und bekam ihren deutschen Namen durch ihren Blühzeitraum zu Ostern (je nach Sorte von März bis Mai) und durch die an eine Glocke erinnernde Form der Blüte. Neben den Gelben Narzisse ist in Europa noch die “Weiße Narzisse” oder “Dichternarzisse” (Narcissus poetica) heimisch.
Die botanische Bezeichnung “Narzisse” geht auf die griechische Mythologie des schönen Griechen Narziß, Sohn des Flußgottes Kephios, zurück. “Narziß” bedeutet dabei “betäuben”, abgeleitet vom griechischen Wort “narkein”. Der Legende nach verschmähte Narziß die Liebe der Bergnymphe Echo, die daraufhin zu einem Felsen erstarrte, wodurch ihr nur noch die Stimme blieb (daher die Bezeichnung “Echo”). Diese herzlose Tat wurde von Nemesis vergolten, indem er Narziß mit einer unstillbaren Liebe zu sich selbst bestrafte. Als Narziß sein Spiegelbild in einer Quelle sah, erkannte er sich selbst nicht und ertrank bei dem Versuch sich mit dem Spiegelbild zu vereinen. Nach seinem Tode wurde er in eine Narzisse verwandelt.
Die Gelben Narzissen waren ursprünglich in Westeuropa und im westlichen Teil Mitteleuropas beheimatet. Ihre geringen Ansprüche an Boden- und Standortbedingungen verdankt sie ihre heutige Verbreitung von der Iberischen Halbinsel, über die Vogesen bis nach Nordfrankreich und Belgien. Auch weiter im Norden, in Großbritannien bis in den Süden Schottlands kommt die Osterglocke in einigen wilden Beständen vor. In Deutschland findet man heute noch einige letzte Wildbestände in der Eifel und im Naturschutzgebiet Perlenbach-Fuhrtsbachtal (Kreis Aachen). Die wilden Formen stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gepflückt werden.
Da sich Osterglocken leicht kreuzen und züchten lassen, gibt es neben den wilden Arten mittlerweile über 20.000 verschiedene Kreuzungen. Gemeinsame Merkmale sind die Grundfarben weiß oder gelb, manchmal mit orangen oder grünen Blütenanteilen. Auch zweifarbige Ausprägungen sind unter den Züchtungen. Die Wuchshöhe variiert dabei von 5 cm bis hin zu 80 cm. Die Blüten variieren ebenfalls in ihrer Größe und Form. Sie bestehen aus einem äußeren, strahlenförmigen Blütenkranz (Perianth) und der inneren, als Trompete bezeichneten Krone. Die doldigen Blütenstände beinhalten zwei bis zwanzig Blüten, wobei einige Arten auch Einzelblüten hervorbringen.
Narzissen sind mehrjährige krautige Pflanzen, die sich aus der Zwiebelbasis bilden. Im Hochsommer zieht die Pflanze ihre Blätter und Wurzeln wieder in die Zwiebel ein, die man daher auch als “Überdauerungsorgan” bezeichnet. Als Standort eignet sich sowohl ein Platz in der vollen Sonne, als auch ein schattiger Platz unter Bäumen oder auf Rasenflächen. Wird eine Rasenfläche als Standort gewählt, sollte man den Rasen frühestens 4-6 Wochen nach der Blüte mähen, damit die Pflanze genügend Nährstoffe in die Zwiebel einlagern kann. Die Vermehrung der Narzissen ist unproblematisch und bedarf keiner besonderen Handlung. Die Zwiebeln bilden Tochterzwiebeln aus und vermehren sich so von alleine. Nichtsterile Sorten bilden zudem Samen, die nach 5-6 Wochen reif sind. Die reifen Samen werden dann von Windstößen oder vorbeistreifenden Tieren verstreut (Wind- und Tierstreuer).
Wie alle Amaryllisgewächse ist auch die Narzisse giftig. Sie enthalten je nach Art unterschiedliche Alkaloide, die ihr einen natürlichen Schutz gegen tierische Schädlinge bieten. Ein Pflanzung im Gemüsebeet in der Nachbarschaft von Gemüsezwiebeln ist nicht ratsam, da sich die Zwiebeln sehr ähnlich sehen und es zu Verwechslungen kommen könnte. Als Folge einer verzerrten Narzissenzwiebel könnten Erbrechen, Diarrhoe, Müdigkeit oder Lähmungserscheinungen auftreten.