Kamille

Das grüne, gefiederte Kraut der Echten Kamille (Matricaria recutita) wird etwa 15 bis 20 Zentimeter hoch und gehört zu der Familie der Korbblütler. Die überwiegend in Europa und Westasien heimische Pflanze wächst auf Brach- und Kulturland und hat 10 bis 25 mm breite Blüten, deren weiße Blätter zungenartig zurückgeschlagen sind. Je nach Sorte ist der Blütenstand der Kamille unterschiedlich ausgebildet; Kennzeichen der Echten Kamille ist der hohle Blütenstand.

Obwohl die Kamille eine wild wachsende Pflanze ist, stellt sie beim Anbau im Garten gewisse Ansprüche. Sie benötigt einen sonnigen Standort sowie sandig-lehmigen, eher sauren Boden. Die Aussaat erfolgt von April bis Mai. Die Pflänzchen sollten danach auf ca. 20 cm versetzt werden. Die Blütezeit der Kamille dauert von Mai bis September an. Geerntet werden die frisch aufgeblühten Köpfchen, die getrocknet und lichtgeschützt in einem Schraubglas oder in Dosen aufbewahrt werden sollten.

Die Kamille wird bereits in frühen Aufzeichnungen erwähnt und ist in vielen alten Kulturen als Heilpflanze bekannt. Besonders wegen der entzündungshemmenden und krampfstillenden Eigenschaften des Kamillenöls (Azulen) findet die Pflanze sowohl in der modernen Medizin als auch im volksmedizinischen Bereich breite Verwendung. Kamille bewährt sich auch zum Auswaschen entzündeter Wunden, sogar Bakterien sollen durch die Wirkstoffe der Pflanze inaktiviert werden. Innerlich wird Kamillentee gegen akute und chronische Magen-Darm-Verstimmungen eingesetzt. Auch in der Tierheilkunde werden Kamillenaufguss zur Wundbehandlung und Tee bei Krankheiten des Verdauungstrakts verordnet.

Eine weitere Kamillenart, die ebenfalls zu Heilzwecken verwendet wird, ist die Römische Kamille (Anthemis nobilis). Sie wurde aus Südeuropa eingeführt, hat weiße, abstehende Strahlblüten und duftet genauso wie die Echte Kamille. Medizinisch wurde sie zum Mundspülen und Gurgeln, innerlich gegen Krämpfe eingesetzt. Wegen ihrer gefüllten Blüten und der schön gefiederten, kräftig dunkelgrünen Blätter ist die Römische Kamille auch eine beliebte Zierpflanze. Von ihr gibt es auch Sorten, die als Bodendecker im Steingarten oder sogar als Rasen gepflanzt werden können.

Eine in Gärten besonders verbreitete Art ist das Mutterkraut (Tanacetum parthenium), die ähnlich duftet wie die Echte Kamille und sich immer wieder selbst aussät. Diese Kamillenart trifft man häufig in Bauerngärten an; sie war im Mittelalter eine viel verwendete Pflanze und wurde als Pulver vielen Speisen zugesetzt.

Die Hunds- oder Färberhundskamille (Anthemis tinctoria) dagegen hat keine heilenden Eigenschaften. Sie gedeiht an sonnigen Kalkhängen Mittel- und Süddeutschlands und wurde früher zum Gelbfärben benutzt.

Für ein altbewährtes Kamillendampfbad gibt man 3 gehäufte Esslöffel Kamillenblüten in einen Topf und übergießt sie mit einem Liter kochendem Wasser. Mit einem Handtuch deckt man den Kopf ab, es sollte möglichst auch über den Topf hängen, und atmet die aufsteigenden Dämpfe ca. 5 bis 10 Minuten ein. Anschließend sollte man sich gut einpacken und entspannen.